NEU: Brasilien-Modul auf Portugiesisch & Englisch für den BerlinCaseViewer
Was zeichnet Brasilien eigentlich aus radiologischer Sicht aus? Damit beschäftigt sich das neue Brasilien-Modul des BerlinCaseViewers.
Karneval, Samba und Fußball – all das ist typisch für Brasilien – und die portugiesische Sprache auch. Vielleicht kennst du zudem die brasilianische Kampfsportart Capoeira? Auch spannend: Neue Funktionen der Instagram-App werden oft zuerst in Brasilien ausgerollt, um die Akzeptanz zu testen.
Fest steht, in den letzten zehn Jahren haben Menschen aus aller Welt häufiger Richtung Brasilien geblickt. Das lag nicht zuletzt an der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Sommerspielen 2016. Wir hingegen wenden uns mit dem Brasilien-Modul charakteristischen Infektionskrankheiten und muskuloskelettalen Erkrankungen zu.
Hierzulande seltene und vernachlässigte Krankheiten im Fokus
Ob Deutschland oder Brasilien – Ärztinnen und Ärzte teilen sich eine gemeinsame Sprache, um sich über ihr „Arbeitsobjekt“, den Menschen, zu verständigen. Die Berufssprache im Alltag ist oft Englisch und mit Fachbegriffen wie „Vertebra“ oder „Clavicula“ weiß man auch über Ländergrenzen hinweg, welcher Körperteil gemeint ist.
Doch es gibt auch Unterschiede. Die Erkrankungen, mit denen das medizinische Fachpersonal täglich zu tun hat, variieren von Land zu Land. In Deutschland gehören sogenannte Zivilisationskrankheiten wie die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose sowie Rückenschmerzen zur Tagesordnung. Hierzulande eher seltene und in Forschung wie Lehre teils vernachlässigte Erkrankungen sind andernorts aus der klinischen Praxis nicht wegzudenken. Das gilt zum Beispiel für Tuberkulose und Zystizerkose in Brasilien. Unser Brasilien-Modul rückt solche Krankheiten in den Mittelpunkt – und das in zwei Sprachen: Englisch und Portugiesisch.
Ein weiteres Modul ganz im Zeichen brasilianischer Radiologie
Mit den MSK.Cases bieten wir bereits ein Modul mit brasilianischen Fällen an, das in zwei Sprachen erhältlich ist. Die Vielfalt der brasilianischen Radiologie wollen wir nochmals mit einem speziellen Modul unterstreichen. Dabei hat uns die erfahrene Radiologin Aline Serfaty unterstützt. Sie hat die 12 Autor*innen an Bord geholt und das Projekt fachlich koordiniert. Sie war bis 2022 die Präsidentin der Radiologischen Gesellschaft des Bundesstaates Rio de Janeiro.
13 Autor*innen und Beitragende, welche die Inhalte des neuen Moduls erstellt haben: Aline Serfaty, Francisco Abaeté, Rodrigo Aguiar, Alessandro Amorim Aita, Marcelo Bordalo, Clarissa Canella, Tatiane Cantarelli, Claudia Fontan, Julio Brandao Guimaraes, Sergio Lopes Viana, Karina Todeschini, Sabrina Veras, Carolina Aleixo.
Die Fälle sind unter drei Gesichtspunkten gesammelt worden: Welche Erkrankungen treten in Südamerika häufig auf und kommen in anderen Teilen der Welt vergleichsweise selten vor? Welche Krankheiten werden aufgrund des brasilianischen Lebensstils besonders oft diagnostiziert? Welche seltenen Diagnosen unterstreichen die Exzellenz der brasilianischen Skelettradiolog*innen?
So ist eine „typisch brasilianische“ Fallsammlung entstanden:
Infektionskrankheiten:
- Aktinomyzetom
- Parakokzidioidomykose
- Disseminierte intramuskuläre Zystizerkose
- Lepra (Morbus Hansen)
- Tuberkulöse Arthritis
Mit dem Lebensstil assoziierte Verletzungen:
- Traktionsapophysitis
- Chopart-Luxationsfrakturen
- Isolierte Läsion der posterolateralen Ecke des Kniegelenks
- Osteitis pubis (auch „Sportler-Leiste“)
Seltene muskuloskelettale Erkrankungen:
- SAPHO-Syndrom
- POPP-Syndrom (psoriatische Onycho-Pachydermie-Periostitis)
- Sakrales Chordom
Ein Brasilien-Modul – zwei Sprachen
An der didaktischen Aufbereitung der Fälle sowie der Übersetzung war Carolina Aleixo maßgeblich beteiligt. Die gebürtige Portugiesin arbeitet derzeit als Assistenzärztin der Radiologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Im Interview für den BerlinCaseViewer Blog gewähren Aline Serfaty und Carolina Aleixo der Online-Redakteurin Eva Reidemeister einen Einblick hinter die Kulissen, wie es war, das Brasilien-Modul auf die Beine zu stellen.
Für uns stellt das neue Modul einen weiteren Beitrag dar, Radiolog*innen rund um den Globus zu vernetzen. Die BerlinCaseViewer App ist ein kollaboratives Projekt und jede*r ist herzlich eingeladen, seine Fälle zu präsentieren – gerne auch in der eigenen Muttersprache. Schließlich lernt es sich am einfachsten in der jeweiligen Erstsprache.